Du hast schon mal vom Säure-Basenhaushalt gehört aber immer noch nicht richtig verstanden, was genau es damit auf sich hat? Außerdem existieren viele Behauptungen und Halbwahrheiten darüber. Aber welchen Einfluss hat der Säure-Basenhaushalt wirklich auf den Körper, was passiert dagegen bei einem Ungleichgewicht?
Der Säure-Basenhaushalt beschreibt, wie auch der Name schon sagt, das Gleichgewicht der sauren und basischen Substanzen im Körper. Diese Balance ist entscheidend für die Funktion lebenswichtiger Körperprozesse und wird vom Körper selbstständig reguliert. Dennoch gibt es einige Faktoren in der Umwelt und im Lebensstil, welche diesen Prozess beeinflussen können.
Der Verzehr bestimmter Lebensmittel wie tierischer Produkte führt häufig zu einem leicht sauren Urin. Allerdings zeigt der pH-Wert des Urins lediglich an, dass der Körper Abbaustoffe effizient ausscheidet. Wenn du eine Zitrone isst, wird der Urin danach basisch, weil der Körper mit Bicarbonaten im Magen die Säure abpuffert und ein Überschuss an Basen über den Urin wieder ausgeschieden wird. Eine Zitrone schmeckt sauer und ist sauer. Lass dich nicht an der Nase herum führen! Aber wie du siehst verändert diese Säure nicht den PH-Wert des Körpers und der Körper ist sehr gut darin, diesen abzupuffern. Der PH-Wert im Blut bleibt davon unbeeinflusst und das Urin sagt nichts über den Säure-Basenhaushalt aus.
Das häufigste Argument für eine basische Ernährung lautet: Krebs könne nur in einem „sauren Milieu“ entstehen – daher solle man durch basische Lebensmittel den Körper „alkalisieren“, um Krebs vorzubeugen oder zu heilen. Dieses Argument ist wissenschaftlich nicht haltbar. Tatsächlich ist die Übersäuerung im Tumorgewebe nicht die Ursache, sondern eine Folge des veränderten Stoffwechsels in Krebszellen. Diese schalten – selbst bei ausreichendem Sauerstoff – von der aeroben auf die anaerobe Energiegewinnung um und produzieren dadurch vermehrt Lactat (Milchsäure). Dieser Effekt, bekannt als Warburg-Effekt, führt zu einem sauren pH-Wert im direkten Tumormilieu, nicht im ganzen Körper. Der Körper reguliert seinen Blut-pH-Wert nämlich äußerst streng. Die Vorstellung, dass man durch „basische“ Ernährung das Körpermilieu grundlegend verändern könne, ignoriert diese grundlegenden biologischen Zusammenhänge – und ist daher irreführender Ernährungsmythos.
Besonders in der alternativen Medizin hat sich die Theorie durchgesetzt, dass bestimmte Lebensmittel den Körper „übersäuern“ oder „alkalisieren“ können, was zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen führen soll. Dennoch ist diese Annahme nicht wissenschaftlich fundiert und basiert auf fehlerhaften Ergebnissen und Missverständnissen aus Experimenten von Ragnar Berg. In Wirklichkeit ist der Einfluss von Lebensmitteln auf den Säure-Basenhaushalt nicht so direkt wie angenommen. Der Körper reguliert den Säure-Basenhaushalt durch komplexe physiologische Mechanismen unabhängig von den Lebensmitteln, die konsumiert werden. Ernährung kann höchstens indirekt durch andere Faktoren wie Energiezufuhr, Nährstoffgehalt und Belastung des Stoffwechsels eine Rolle spielen. Man kann also keine Lebensmittel als “alkalisierend” oder “säurebildend” klassifizieren. Wenn du eine Zitrone isst, kann die enthaltene Zitronensäure kurzfristig eine “Säurelast” im Körper erzeugen, was allerdings keinen direkten und nachhaltigen Einfluss auf den Säure-Basenhaushalt des Körpers insgesamt hat.
https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2738784#:~:text=Plant%2Dbased%20dietary%20patterns%2C%20which,type%202%20diabetes%2C%20cardiovascular%20disease%2C
https://nutritionj.biomedcentral.com/articles/10.1186/1475-2891-10-41
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1359/jbmr.090515